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Geschichte des Vossenhuses

Frühes 16. Jh.   Bau des Vossenhuses (Nordwest-Teil)
Beginn des 18. Jh. - 1870   Im Besitz der Familie Voß; Kaufmanns- u. Weinhändlerfamilie
1781   Errichtung des Gasthofes durch Lambert Voß im Giebelhaus
1870 – 1934   Sitz der Schokoladen-, Marzipan- und Bonbon-Fabrik Heddinga
1934 – 1972   Sitz der Landhandelsfirma Mennenga & Poppinga
1974   Abriss des Gebäudes wird in Erwägung gezogen
1980 - 1982   Restaurierung des Vossenhuses
1983   Einzug der Stadtbibliothek Norden
07.02.1983   Eröffnung der Stadtbibliothek in den neuen Räumen

Das Vossenhus […] besteht aus drei aneinandergefügten zweigeschossigen Baukörpern. Die schöne Seite zum Torfmarkt mit der Sandsteinplatte, auf der der „Voss“ (plattdeutsch für Fuchs) als Relief gearbeitet auf die Passanten hinabschaut, ist das Ergebnis eines Umbaus aus dem Jahr 1796.

Der Kernbau ist wesentlich älter und stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Er steckt in der nördlichen Gebäudehälfte und ist ein für die Zeit typischer Backsteinbau von rund 7,2 m Breite und 18 m Länge.

Das Baumaterial besteht aus großformatigen sogenannten Klostersteinen und Eichenholz für die Deckenbalken, Dielen und den Dachstuhl, der auch noch zum Teil erhalten ist.

Bei dieser Dachkonstruktion handelt es sich um einen sogenannten liegenden Dachstuhl, eine alte für das 15. Und 16. Jahrhundert typische Bauart. Er ist bautechnisch noch intakt und konnte erhalten bleiben – ein Beweis für die solide Bauweise damaliger Baumeister und die hohe Güte des Eichenholzes. Diese Dachkonstruktion allein verleiht dem Gebäude Denkmalwert. […]

Schriftliche Nachrichten, aus denen das genaue Baujahr zu entnehmen wäre, sind nicht vorhanden. Die einzige Möglichkeit, das Baujahr exakt zu bestimmen, bestünde in einer dendrochronologischen Untersuchung des verwandten Eichenholzes.

Sowohl an der Südseite im Bereich des heutigen Einganges als auch an der eindrucksvollen Nordseite sind noch die ursprünglichen halbachsigen Fenster zu erkennen. Sie waren zweiteilig. Die untere Hälfte war mit einer hölzernen Luke verschlossen, die obere mit Bleiverglasung versehen. […] Es wäre sicher von Reiz gewesen, im Zuge der Restaurierung diese in der Vergangenheit zugemauerten Fenster wiederherzustellen. […]

Der früheste uns bekannte Besitzer war der Drost Ulrich Harringa, der im 16. Jahrhundert lebte. Er war Feldoberst unter Kaiser Karl V. und starb als Drost zur Friedeburg. […] Anno 1605 war das Anwesen im Besitz eines Schwagers von Ulrich Harringa, dem Bürgermeister Otto Loringa. […] Schon vor 1632 muss ein weiterer Besitzerwechsel stattgefunden haben, denn „am 4. Oktober 1632 verkauften der Landrentmeister Jobst Warners (Conring) Man van salige Maria Hayen (von Kankebeer) …ihre Behausung am Markt […]“ Der Name des Käufers wird nicht genannt.

Vermutlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts hat Reiner Christoph Voß den Besitz von seinen Geschwistern übernommen. Sein Erbe war sein Sohn Johann Christoph, der das Haus samt Garten, Scheune und Packraum anno 1770 auf seinen Namen hat eintragen lassen. Seine Witwe erweiterte den Besitz 1784, was von einem wirtschaftlichen Wohlergehen der Kaufmanns- und Weinhändlerfamilie zeugt. Ihr Sohn, der Weinhändler Lambert Voß, hat 1781 in dem damaligen Giebelhaus den Gasthof eingerichtet. Badegäste auf der Weiterreise nach Norderney konnten von nun an im Vossenhus übernachteten.

Lambert Voß ist auch der Auftraggeber der bekannten Tafel mit dem von Reben umrahmten Fuchs. Darunter steht eingemeißelt: Gasthoff im Weinberge von Voss

Um 1870 hat der Konditormeister […] Thomas Jodokus Heddinga den Besitz erworben. Er erweiterte sein Geschäft zunächst um eine kleinere Abteilung der Bonbon-, Schokoladen- und Marzipanherstellung. Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung wurde diese Abteilung bald erheblich ausgebaut. Unter Heddingas Sohn und dessen Onkel erreichte das Unternehmen seine Blütezeit. In der Saison, zu Weihnachten und zu Ostern, arbeiten hier rund 130 Männer, Frauen und Kinder. Die Erzeugnisse waren nicht nur in Norden, sondern auch in Ostfriesland und darüber hinaus bekannt. In den dreißiger Jahren jedoch erlosch das Unternehmen.

1934 erwarb die Landhandelsfirma Mennenga & Poppinga das Anwesen und war dann bis zur Aussiedlung 1972 hier ansässig.

Von 1980 bis Dezember 1982 wurde das inzwischen völlig verwahrloste Gebäude durch das Architekturbüro von Oppeln zur Stadtbibliothek umgeplant und umgebaut.

1983 zog die Stadtbibliothek Norden aus den Räumen in der Schulstraße ins Vossenhus ein.

Auszüge aus der Broschüre „Das Vossenhus in Norden“ von Eberhard Pühl.

Die Broschüre ist in der Stadtbibliothek erhältlich.

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